Der Singende Tresen

Mühsamblues
Der Berliner Band Der Singende Tresen gewidmet

Am singenden Tresen halt ich mich fest,
trunken vom Leben, vom kärglichen Rest,
der mir durch Kehle und Glieder rinnt,
die Sinne beflügelt, berauscht wie Absinth.

Manja,
schmeiß noch eine Runde Bänkelgesang,
die Nacht ist so jung, sie wird noch lang.
Und du Wirt der Worte, der Philosophie,
füll unsere Gläser mit Poesie, Anarchie!

Hochprozentig soll es im Halse brennen,
was wir als unsere Gesinnung bekennen:
Keine Macht dem, der nicht mit uns trinkt,
nicht aufrecht für die Menschlichkeit singt.

Musikanten spielt, spült die Melancholie
hinunter in einem Zug; schlucken wir sie
und alles, was uns beschweren soll –
nur von Moll wird die Seele nicht voll.

Schwermut kann Schwermut nicht heilen,
die gute Flasche Dur darum lasst uns teilen,
auch mit denen am Rand, in den Nischen,
die einsam, verloren verwelken an Tischen.

Ihr Leute mit den verdunkelten Gesichtern,
gesellt euch zu uns, zeigt euch den Lichtern.
Ihr verrückten, seitlich abgeknickten Gesellen,
lasst rebellische Funken eure Blicke erhellen.

Wir wollen des Daseins trübe Lampen putzen,
gegen alles, was uns verfinstert, revoluzzen,
mutig, heiter in Berlins Nacht hinaus schrei’n:
Wie befreiend, erleichternd kann Mühsam sein.

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